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Warum ich lebe wie ich lebe

Vor Kurzem war ich gemeinsam mit meinem Freund bei einem Liebes-Retreat und bin noch ganz erfüllt von den Geschenken, die mir dort zuteil wurden. Wir hatten es vorher schon sehr schön miteinander, doch bei dem Retreat haben wir eine neue Tiefe, Entspannung und auch neue Wege der Sexualität für uns entdeckt.

Als ich mit 15 Jahren zum ersten Mal Sexualität erlebt habe, war das natürlich sehr aufregend. Und dennoch hatte ich das Gefühl: War das alles? In mir gab es schon damals eine Sehnsucht nach tiefem Verschmelzen. Erstaunlich, dass dieser Wunsch überhaupt bei mir aufkam. Denn ich bin katholisch aufgewachsen, meine Aufklärung habe ich durch die „Bravo“ erhalten und niemand hatte mir vermittelt, wie Sexualität gelingen kann.

Vier Jahrzehnte sind seither vergangen, ich habe intensiv geforscht, ausprobiert, mich von meinem katholischen Erbe befreit. In meiner Auseinandersetzung mit Tantra wurde mir bewusst, dass ich nicht die katholische Moral durch eine tantrische Moral ersetzen will und so habe ich mich aufgemacht, meinen eigenen Zugang zur Sexualität zu erforschen.

Was mich all die Jahre begleitet hat, war diese Sehnsucht nach Verschmelzen, nach einer Sexualität, die sich weniger durch Tun und mehr durch Sein auszeichnet. Umso glücklicher und dankbarer bin ich jetzt, dass ich erfahren darf: Es ist möglich! Ich kann mit einem anderen Menschen verschmelzen, gleichzeitig ganz bei mir sein und mich darin auch öffnen für das, was größer ist als wir. In Worte gefasst klingt das etwas kitschig – als Gefühl ist es großartig und letztendlich unbeschreiblich.

Mit meinem Freund bin ich seit einem Jahr zusammen, mit meinem Ehemann seit 32 Jahren. Er hat seit fast 3 Jahren eine Partnerin in der Schweiz und erlebt mit ihr ähnliches wie ich mit meinem Freund. Wir haben beide den besten Sex unseres Lebens – nur eben  nicht miteinander. Wir haben wirklich alles probiert, sind seit über 30 Jahren mit Tantra vertraut, haben uns immer wieder neu aufeinander eingelassen und dennoch: Auf der sexuellen Ebene kamen wir selten so zusammen, wie wir es uns gewünscht hätten.

Da die Liebe, die wir füreinander empfinden, etwas sehr unverbrüchliches hat und wir auch zusammen alt werden wollen, haben wir schon früh einen anderen Weg gewählt und unsere Beziehung geöffnet. Für uns war und ist dies ein guter Weg, unsere Liebe zu leben und dennoch nicht auf einen ganz wesentlichen Teil verzichten zu müssen und ich bin dankbar, dass wir diesen Weg auf eine sehr achtsame, ehrliche und beglückende Weise miteinander gehen.

Viele, auch sehr reflektierte Therapeuten, sagen, dass wirkliche Liebe nur gelingen kann, wenn ein Paar keinen sexuellen Kontakt mit anderen Menschen pflegt. Unsere Erfahrung ist da eine andere. In meiner Arbeit erlebe ich oft, welches Elend in einer Beziehung entsteht, wenn ein Zusammenkommen auf der sexuellen Ebene nicht möglich ist. Es entstehen Konflikte, die oft in einem anderen Bereich ausgetragen werden, aber eigentlich auf eine unerfüllte Sexualität zurückzuführen sind. Immer vorausgesetzt, dass es den Wunsch gibt, Sexualität zu leben. Für manche Menschen stehen in diesem Leben ganz andere Dinge im Vordergrund und sie sind sehr glücklich ohne.

Doch wenn es den Wunsch nach gelebter Sexualität gibt, und dieser keinen Ausdruck findet, dann entsteht innere Not und oft auch Resignation. Dies ist einer der Gründe, warum wir uns für einen anderen Weg entschieden haben. Wir haben unsere Beziehung geöffnet und sind alle – meistens – sehr glücklich mit dieser Art zu leben.

Natürlich ist dies nicht immer nur einfach (was aber für „normale“ Beziehungen ebenfalls zutrifft). Denn genau wie in monogamen Beziehungen, triggern wir uns gegenseitig unsere Themen. Zu erleben, wie manches, das ich mir so sehr gewünscht habe, für Thomas mit seiner Partnerin so einfach ist, kann schmerzhaft sein und aktiviert manchmal alte Begrenzungen, die meist mit dem verletzten inneren Kind zu tun haben. Daran arbeiten wir und gleichzeitig erkennen wir an, dass der andere nicht für die Erfüllung unserer Wünsche zuständig ist. Monogame Beziehungen zerbrechen oft an dem Anspruch, der Partner müsse alle unsere Bedürfnisse erfüllen. Doch wer ist wirklich für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zuständig? An dieser Stelle ist Eigenverantwortung gefragt!

Was es unbedingt braucht, damit eine polyamore Beziehung gelingen kann, ist ein tiefes Vertrauen: in den anderen – und in sich selbst. Es braucht absolute Ehrlichkeit und die klare Absicht, hinzuschauen und offen darüber zu sprechen, was uns bewegt. Es geht immer wieder darum, genau zu spüren, was jeder von uns braucht, was mit dem Ehepartner, was vielleicht nur mit dem Freund möglich ist, und damit achtsam umzugehen. Wir geben uns gegenseitig die Freiheit, auch andere Menschen zu lieben, erfreuen uns am Glück des Anderen und wertschätzen das, was uns verbindet. Indem wir dies tun, ergeben sich immer wieder neue Heilungschancen, gemeinsam wachsen wir in eine immer tiefere Liebe hinein.

Falls du mehr darüber wissen möchtest, welche Qualitäten es dazu braucht und wie dies gelingen kann, empfehle ich dir das Video von meinen Vortrag beim Lust- und Liebekongress in der Schweiz

Heute kann ich sagen: Ich lebe genau das Leben, das ich mir immer gewünscht habe – was für ein Geschenk!

2 Kommentare
  1. astrid schwilk
    astrid schwilk sagte:

    Liebe Hina, wenn ich Deinen Bericht lese, bin ich in einer Hinsicht berührt von Deinem erleben, in anderer Hinsicht habe ich da ganz viele Wiederstände . Wenn Du mit einem Partner sexuell so verschmelzen kannst, bedeutet das nicht auch, dass Du in anderer Bereichen mit ihm harmonisch bist? Willst Du mit ihm auch alt werden. Ist die Beziehung zu Deinem Mann dann nicht nur freundschaftliche Liebe und Respekt. Was heißt das, mit Deinem Mann alt werden. Wird es Deinen neuen Partner dann nicht mehr geben? Natürlich kann man in einer 2er Beziehung sehr unglücklich sein, aber zu viert wird es ja noch komplizierter. Dann müssen ja vier Menschen miteinander zurecht kommen.. Ganz zu schweigen von den vier Kindern in Euch. Warum führst Du die Beziehung mit Deinem Mann weiter? Warum trennst Du Dich nicht und ihr bleibt Freunde. Für mich hört sich das zu idealistisch an. Aber wenn wirklich alle damit zurecht kommen, dann ist es vielleicht ok. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Vielleicht in meinem nächsten Leben……
    Alles Liebe für Dich und Deine Partner????Astrid

  2. Hina
    Hina sagte:

    Hallo liebe Astrid,
    ich kann gut verstehen, dass sich neben Berührtheit auch Widerstände in dir regen. Das ist ja auch erst mal ein sehr ungewöhnliches Lebenskonzept.
    Was ich in dem Artikel nicht gesagt habe, was aber in meinem Video zum Thema sehr klar zum Ausdruck kommt: Ich glaube nicht, dass das für viele Menschen die ideale Lebensform ist. Eine bewusst gelebte Zweirbeziehung ist auf jeden Fall besser, als Chaos in den Beziehungen, weil die Menschen überfordert sind.
    Was ich leider auch verpasst habe zu erwähnen ist, dass das Verschmelzen mit meinem Freund nur möglich ist, weil wir uns auf der Seeleneben begegnen und auch auf der menschlichen Ebene viele Übereinstimmungen haben. Und ja, ich will auch mit ihm gemeinsam alt werden!
    Für mich ist das kein entweder – oder; ich liebe beide Männer!

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